Tagebuch einer Sprachenlehrerin

Ich unterrichte Deutsch. Deutsch als Fremdsprache.

Tag: plickers

Lektüre mit Kindern – reloaded

Letztes Jahr habe ich in den Sommerferien die Bücher rezensiert, die ich im vergangenen Schuljahr mit den bilingualen Grundschulkindern gelesen hatte. Wie ging es weiter? Welche Bücher habe ich in diesem Schuljahr vorgelesen?

Keine.

Ich war mir nicht so sicher, ob das Vorlesen den gewünschten Lerneffekt gehabt hatte. Darüber hinaus saßen in meiner altergemischten Klasse plötzlich fast die Hälfte Kinder aus dem letzten Schuljahr Grundschule, also 10-11 Jahre alt. Irgendwie schien es mir für diese Gruppe nicht so passend, jede Woche eine Kindergeschichte vorzulesen. Das Vorlesen im Advent habe ich allerdings beibehalten. Ich finde es einfach total schön mit den Kindern Advent zu feiern.

Natürlich ist es mir dennoch weiterhin wichtig die Lesefertigkeit der Kinder zu fördern. In diesem Jahr entschied mich dann dafür, dass jedes Kind im Laufe des Schuljahres ein deutsches (!) Buch liest und dann der Klasse davon erzählt und eine kleine Präsentation macht.

Wie das so ging?

Positiv ist hervorzuheben, dass am Ende des Schuljahres alle bis auf einen tatsächlich über ein Buch gesprochen haben. Entgegen meiner anfänglichen Planung, dass das Ganze bis Weihnachten oder spätestens Februar über die Bühne ist, hatten wir die letzte Präsentation erst im Juni. Am Anfang ging es hervorragend und es gab einige Lerner, die ich darum rissen als erster, zweiter oder dritter zu präsentieren. Das waren dann auch die richtigen Rampensäue. Man möge mir diesen Ausdruck an dieser Stelle verzeihen. Es waren die Enthusiasten, die am Ende fragten, ob sie, wenn Zeit sei, auch noch ein zweites Buch vorstellen dürften. Sie brachten das Buch mit, erzählten ausufernd die Geschichte, zeigten Bilder und machten am Ende Quizze mit den Mitschülern. So gab es schon einiges für die weniger mutigen, was sie sich abschauen konnten. Schließlich wurde die Buchpräsentiererei mehr und mehr zu einer Quizshow. Zum Ende des Schuljahres wurde es jedoch sowohl für mich als auch für die Lerner quälend. Kinder, die zufällig am Tag ihrer Präsentation fehlten, das Buch zu Hause vergessen hatten, dachten, dass sie erst nächste Woche dran seien etc.

Die Qualität der Bücher war auch recht unterschiedlich. So unterschiedlich wie die Kinder natürlich. Ein Ziel meinerseits war ja, die Lesefreude anzuregen und vielleicht den ein oder anderen auf eine gute Idee für ein Buch zu bringen, das sie selbst mal lesen könnten. Leider war die Mehrheit der Bücher dazu nicht geeignet. Sehr viele Bücher waren Sachbücher über Natur, Technik oder Verkehr. Das lag meiner Meinung daran, dass man dazu einfacher Quizfragen stellen kann…

Einige Kandidaten brachten aber auch Bücher mit, die sie vor Jahren gelesen hatten oder ide ihnen vorgelesen worden waren und wenig geeignet waren in der anwesenden Zielgruppe potentielle neue Leser zu finden. Und dann noch eine kleine Gruppe mit Klassikern. Wilhelm Busch und Märchen der Brüder Grimm.

Am Ende des Schuljahres habe ich eine Umfrage mit Plickers gemacht. Normalerweise habe ich Plickers bisher auch nur als Quiz genutzt – jetzt zum ersten Mal als Umfrageinstrument mit vier Antwortmöglichkeiten von denen alle richtig sind. Hat auch gut funktioniert und werde ich vielleicht wieder machen.

plickers-umfrage-buchpraesi

Fazit

Als Erfolg lässt sich verbuchen, dass jedes Kind (bis auf eins) ein Buch gelesen und mitgebracht und vorgestellt hat. Was sie da so mitgebracht haben… war sehr verschieden. Insgesamt konnte so aber jeder das mitbringen, das er wollte. Außerdem passt es gut ins neue hippe „flipped classroom“ Prinzip, das derzeit in aller Munde ist. Die Lerner sollen zu Hause den Stoff selbstständig vorbereiten und in der Stunde wird dann nichts mehr gemacht, was auch jeder allein zu Hause machen könnte. Das funktioniert natürlich nur bedingt in einer Gruppe mit freiwilligen Hausaufgaben. Aber im Prinzip ist es schon so, dass wir wertvolle Unterrichtszeit mit Vorlesen verbrachten, was die Lerner auch gut allein zu Hause hätten tun können.

 

Was ich nächstes Schuljahr mache? Ich weiß es noch nicht. Auf jeden Fall wieder Adventsgeschichten vorlesen.

Apps to go – Plickers

Nichts, aber auch wirklich nichts übertrifft meine absolute Lieblingsapp für den ultimativen Unterrichtsspaß Kahoot!, aber ich verstehe, dass nicht jeder Lehrer an einer 1-zu-1 iPad Schule arbeitet oder an einer Schule, wo es möglich oder erlaubt ist, dass jeder Schüler ein iPad oder Smartphone mit zum Unterricht bringt. Dafür gibt es Alternativen, z.B. die App Plickers, die ich euch heute vorstellen möchte.

Durchführung

Das Prinzip ist so ähnlich wie bei Kahoot! nur ohne die aufpeitschende Musik und ohne iPads. Man kann als Lehrkraft zu Hause am Computer ein Quiz erstellen und mit Bildern (vielleicht auch mit Videos, da bin ich gerade nicht ganz sicher) anreichern. Das muss man tatsächlich im Browser machen. Außerdem muss die Lehrkraft eine „Klasse“ erstellen. Das macht insbesondere dann Sinn, wenn man diese Form des Quizes öfter mit der gleichen Gruppe machen will und Daten auswerten möchte zu einzelnen Schülern. Dann ist es auch sinnvoll den Schülern die jeweiligen Antwortkarten zuzuweisen und das dauerhaft beizubehalten. Um das Quiz dann mit der Klasse zu spielen, benötigt mindestens die Lehrkraft ein mobiles Endgerät, auf dem die Plickers-App installiert ist. Außerdem muss es im Klassenzimmer die Möglichkeit geben, die Quizfragen in der Browserversion von Plickers anzuzeigen. Zu guter Letzt muss die Lehrkraft auf der Website von Plickers die Antwortkarten herunterladen und so viele ausdrucken wie sie Schüler hat. Man kann, glaube ich, ein Set von bis zu 63 Karten herunterladen, also ist die App auch für sehr große Klassen geeignet. Wenn man den Schülern die Karten namentlich zugeordnet hat, dann macht es Sinn, dass sie ihre Antwortkarte ins Heft kleben oder irgendwo aufbewahren, wo sie sie nicht verlieren und jede Stunde dabei haben. Ich habe es bei den Kleinsten so gemacht, dass ich die Karten mit ihrem Namen beschriftet habe und immer wieder einsammele. Wenn es anonym zugeht oder die Karten oft wieder eingesammelt und in anderen Klassen benutzt werden, macht es Sinn sie zu laminieren. Aber probiert zunächst erst einmal aus, ob euch und den Schülern diese Form des Quizes zusagt.

Soweit so gut. Das Quiz ist also vorbereitet, wird am IWB angezeigt und jeder Schüler hat seine Antwortkarte. Die sieht erst einmal etwas seltsam aus, daher ist es wichtig den Schülern zu erklären, dass je nach dem welche Seite sie nach oben halten, eine andere Antwort gegeben wird. Pro Frage gibt es höchstens 4 Antwortmöglichkeiten A, B, C, D. Auf der Karte ist das an jeder Kante klein vermerkt, welche Antwort mit dieser Kante korrespondiert. Wahrscheinlich müsst ihr einen Probedurchgang machen bis das Prinzip klar ist.

Die Frage ist also gestellt und die Schüler halten ihre Antwortkarte mit der Seite nach oben, die sie für die richtige Antwort halten. Jetzt scannt die Lehrkraft mittels Plickers-App auf ihrem mobilen Endgerät die Antwortkarten und das Ergebnis erscheint auf dem IWB. Für die meisten Schüler ist das ein ziemlicher Aha-Moment. Jedenfalls in einem gewissen Alter.

Vor- und Nachteile (im Vergleich mit kahoot!)

plickers

Ergebnis aus Lehrersicht

Was im Vergleich mit kahoot! als nicht ganz so toll auffällt, ist, dass die Lerner nur sehen, ob ihre Antwort gescannt wurde. Weder können die Lerner sehen, ob ihre eigene Antwort richtig war noch wie die Verteilung war. Nur die Lehrkraft kann sehen, welche Schüler richtig bzw. falsch geantwortet haben und sieht auch die prozentuale Verteilung richtig/falsch pro Frage. Als Lehrkraft hat man also sehr gute Möglichkeiten der Auswertung, die Lerner allerdings bekommen dieses Feedback nur über die Lehrkraft. Kahoot bietet da eine bessere Möglichkeit, vor allem dadurch, dass die Lerner nach jeder Frage sehen, ob sie richtig geantwortet haben oder nicht. Bei Plickers muss das in der Klasse über die Lehrkraft kommuniziert werden. An sich ist es natürlich gut, dass einzelne Lerner nicht bloß gestellt werden, in dem für alle sichtbar am IWB steht, dass sie eine falsche Antwort gegeben haben.

Was vielleicht ein Vorteil von Plickers sein könnte – das muss sich noch im Langzeittest bewähren – ist die offene Fragen-Bibliothek. Es ist nicht so wie bei kahoot!, dass man ein starres Quiz erstellt sondern man kann alle Fragen individuell kombinieren. Die Quizfragen kommen alle in eine Bibliothek, in der man natürlich Ordner anlegen kann. Aus dieser Bibliothek wählt man dann für jede Quizrunde und für jede Gruppe die Fragen neu aus. So kann man Fragen, die beim ersten Mal viele falsch hatten, bei der nächsten Quizrunde wieder verwenden und andere Fragen, die gut gingen, weglassen und durch neue Fragen ersetzen.

Fazit

Das wars. Es ist ein wenig aufwendig vorzubereiten, aber wenn man die Klasse einmal angelegt hat und so, dann geht es schnell. Am aufregendsten ist für die Schüler meist tatsächlich der Moment der Übertragung, wo die Lehrkraft die Karten der Klasse scannt und sich das auf mysteriöse Weise an der Tafel in ein Antwortbild verwandelt. So kann man interaktive Quize auch in Klassen durchführen, in denen nicht jedem Teilnehmer ein eigenes Gerät zur Verfügung steht.