Tagebuch einer Sprachenlehrerin

Ich unterrichte Deutsch. Deutsch als Fremdsprache.

Tag: lernen

Von der IPad-Schule zur Microsoft Schule

Vor ein paar Jahren der totale Hype: die Steve-Jobs-Schulen in den Niederlanden. Es wurde viel in den Medien berichtet bis… ja, bis man nichts mehr hörte. Ich arbeite nicht an einer typischen Steve-Jobs-Schule und weiß auch gar nicht, was daran so aufregend und neu war oder so anders zu unserer Schule. An meiner Schule gab es iPads für jeden Schüler als ich anfing und an meinem ersten Arbeitstag bekam ich auch direkt eins ausgehändigt. Ich dachte so bei mir: „yeah Girl, jetzt hast du’s geschafft!“

Um das zu verstehen, muss man vielleicht meinen Beruf haben. Wo man in anderen Branchen vielleicht auf den Dienstwagen wartet oder darauf, dass man ein besonderes Modell Dienstwagen bekommt, ist man – so zumindest meine bescheidene Erfahrung – in meinem Business mit Computer für zu Hause angekommen. Dazu war das iPad ganz gut, aber seit wir Microsoft haben hat sich das Ganze noch mal um Welten geändert. Dazu aber später mehr.

Es hat also jeder Schüler so aber der 5. oder 6. Klasse ein IPad zur Verfügung. Apple bietet auch tatsächlich viele richtig tolle Apps zur Nutzung im Klassenzimmer, einige davon habt ihr hier auf dem Blog gesehen und auch verschiedene Möglichkeiten iPads in den Unterricht zu integrieren. Es ist für die Erstellung von Postern, Präsentationen und sogar Filmen ein himmelweiter Unterschied, ob ich dafür einen Computerraum reservieren muss oder ob ich einfach sagen kann: „holt euer iPad raus. Wir machen eine Präsentation.“ Am Ende muss diese dann auf die Lernumgebung der Schule hochgeladen werden oder wenn es nicht anders geht, per Mail verschickt werden. Natürlich hat man immer mal SchülerInnen, deren iPad keinen Akku mehr hat oder sonstwas, aber in welcher Klasse haben schon immer alle SchülerInnen immer alle Materialien dabei?

Die Vorteile der iPads:

  • Handlich und sehr stabil, passen gut in die Schultasche ohne zu schwer zu sein
  • Die Verfügbarkeit von kreativen Apps für das Sprachenlernen ist unbestreitbar am größten bei Apple
  • Relativ lange Akkulaufzeit, mit der man gut einen Schultag übersteht
  • Das Betriebsystem läuft ziemlich störungsfrei und ist wenig anfällig für Viren etc, Updates automatisch und weitere ohne Störung der Nutzung

Den letzten Punkt sage ich aus Anwenderperspektive und ohne weitere große IT-Kenntnisse, aber mit der Erfahrung von Microsoft im Hinterkopf.

Es ist nun schon einige Zeit her seit meine Schule von iPads auf Microsoft SurfacePros umgestiegen ist. Dem ging ein längerer Auswahlprozess voraus, in den ich wenig eingebunden war und dann wurden schrittweise die iPads ersetzt. Mittlerweile ist der Prozess abgeschlossen.

Die Grenzen der iPads waren irgendwann erreicht, vor allem in Bezug auf Kollaboration und Cloud-Dienste. Das iPad ist einfach mehr zur Unterhaltung geeignet denn zur Arbeit. Und so großartig manche der Anwendungen sind, gibt es mit dem Microsoft SurfacePro viele Vorteile, denn es funktioniert in vieler Hinsicht doch wie ein richtiger Laptop. Und so wurde das Surface auch direkt zur Tafel und kann jetzt in jedem Klassenzimmer an die Wand projektiert werden. Das zusammen mit OneNote bietet ganz andere Möglichkeiten – sicher für die Lehrer. Seit wir die neuen Geräte haben, mache ich auch eigentlich meine gesamte Unterrichtsvorbereitung darauf. Ich brauche keine sticks oder externe Festplatten oder Dropbox mehr. Ich bereite den Unterricht auf OneNote oder PowerPoint oder wo auch immer vor und verbinde das Surface dann mit dem Beamer im Klassenzimmer. Das war ein großer Schritt und eine unglaubliche Erleichterung. Auch für die Schüler gibt es Vorteile, aber leider auch einige Nachteile, die sich in vieler Hinsicht in der Umkehrung der Vorteile von oben finden.

  • Die Akkulaufzeit ist viel zu kurz und kann keinen Schultag abdecken. Das ist natürlich auch ein Problem der Schule, die für Lademöglichkeiten in den Klassenräumen sorgen müsste.
  • Das SurfacePro ist von eher fragiler Bauart. Das ist bei der täglichen Nutzung durch Kinder und Jugendliche ein nicht unwesentlicher Punkt.
  • UPDATES legen oft stundenlang alles nieder. Es ist leider unfassbar störend, dass die Updates lange brauchen und es scheinbar ständig neue gibt und man scheinbar nichts mehr machen kann, wenn das Gerät nicht auf dm neuesten Update-Stand ist.

Jetzt zum Schluss aber auch noch die Vorteile auf einen Blick:

  • Laptop und Tablet in einem, schreiben auch längere Texte möglich, reguläre Versionen von Textverarbeitung und anderen Programmen verfügbar, nicht nur die mobile App
  • Mit Office365 alles integriert und mit OneDrive in der Cloud gespeichert
  • Da es eben ein gleichwertiger Laptop ist, kann regulär zu Hause gearbeitet werden und dann in der Schule projiziert.

Wenn ich es recht besehe, liegen die Vorteile vor allem in der gemeinsamen Nutzung mit verschiedener Software, wie Office365, OneNote, OneDrive und unserer online Lernumgebung, die das alles unterstützt. An sich könnte es auch ein andere Laptop sein, denke ich.

Auf die einzulenken Aspekte von OneNote etc und deren Nutzung möchte ich in einem anderen Beitrag detailliert eingehen und auch die Microsoft Community für Bildung vorstellen. Letzteres war der letzte Schritt, den ich zum Ende dieses Schuljahres gegangen bin. Aber was bringt es? Das und vieles mehr: demnächst in diesem Theater.

Entscheidungen fürs Leben

Schon in meinem letzten Post vorige Woche habe ich über meinen letzten Kurs mit englischen Muttersprachlern im Erwachsenenbereich berichtet. Damals ging es um das Aussprachetraining. Heute geht es um ein allgemeineres Problem, der mich im Zusammenhang mit diesem Kurs stark beschäftigt und mir auch schon öfter begegnet ist.

Meistens sind meine Lerner im Erwachsenenbereich NiederländerInnen. Sie lernen sehr schnell Deutsch. Einerseits denke ich mir, dass Deutsch und Niederländisch doch recht nahe verwandte Sprachen sind und gegenseitig relativ einfach zu lernen – jedenfalls die passiven Fertigkeiten Lesen und Hören. Andererseits haben Niederländer von klein auf viele Erfahrungen im Lernen von Fremdsprachen gesammelt. Sie lernen zwischen 2 (normale Sekundärschule) und 5 (humanistisches Gymnasium, was hier noch etwas mehr verbreitet ist als in Deutschland würde ich sagen) Fremdsprachen und werden auch in ihrer Freizeit vor dem Fernseher oder im Kino ständig mit fremden Sprachen konfroniert, da nichts synchronisiert wird, sondern einfach mit Untertiteln versehen. Ja, der Niederländer ist auch ein Sparfuchs.

Bei den Lerner englischer Muttersprache (aus dem amerikanischen Raum) löst dies zuweilen Neid aus und ein wenig Jammerei darüber, dass man es ja so schade fände, selbst kaum Fremdsprachen in der Schule (oder außerhalb) gelernt zu haben. ABER man habe ja auch kaum Gelegenheit diese zu anzuwenden und dann sei es ja irgendwie auch selbstverständlich, dass dem keine so große Bedeutung beigemessen werde.

Diese Argumentationskette bin ich mittlerweile ganz schön über. Das kann ich den jeweiligen Verfechtern davon jedoch nicht sagen, denn es sind ja meistens meine Kursteilnehmer, die mir Geld für den Unterricht bezahlen und da sollte man vielleicht höflich bleiben. Darum also hier.

Natürlich, das vorweg, ist die praktische Verwendung der Fremdsprache insbesondere im Schulunterricht ein wichtiger Aspekt, der die Sinnhaftigkeit des Lernens verdeutlichens und das Fach durch Schüleraustausche und Reisen interessant machen soll. Natürlich möchte man als Lehrer heutzutage seinen Lernern möglichst realitätsnahe Kommunikationssituationen bieten.

ABER zuallererst ist die Entscheidung darüber welche Fremsprachen in Schulen unterrichtet werden und in welchem Stundenumfang (und damit auch welcher Stellenwert ihnen im gesamten Fächerkanon zukommt) eine bildungspolitische Entscheidung. Die Anwendbarkeit im Alltagsleben ist dabei ein Aspekt, aber keineswegs der einzige. Dass man zum Beispiel im Rheinstreifen Französisch als erste Fremdsprache lernt ist so ein Fall, wo die Nähe zu Frankreich und die Anwendbarkeit der Sprache eine bildungspolitische Entscheidung maßgeblich beeinflusst hat.

In vielen anderen Fällen ist das jedoch nicht so. Es wird ja wohl auch dem englischen Muttersprachler klar sein, dass niemand Latein lernt um sich dann bei der nächsten Romreise ein Eis kaufen zu können. Ebenso lernen die Kinder in Waldorfschulen nicht Russisch, weil Rudolf Steiner Putin gut findet, sondern weil er der Meinung war, dass die Russische Sprache mit ihrem grundverschiedenen Aufbau und Klang einen Kontrast zum Deutschen bildet und dazu einlädt die ganze Bandbreite von kulturellen und sprachlichen Unterschieden kennenzulernen. Oft kann man das Eigene erst wirklich verstehen, wenn man mit etwas völlig anderen, fremden vergleicht und gleichsam wie von außen betrachten kann. Es eröffnen sich neue Persepktiven auf das Eigene im Fremden. Ähnliche Argumente lassen sich für Griechisch und Latein finden, die vor allem wegen ihres sprachlichen Aufbaus und ihrer Grammatik gelernt werden. Sie bilden damit die Grundlage unserermodernen (europäischen) Sprachen. Überhaupt sollte jeder Schüler meiner Meinung nach eine Fremdsprache mit einem anderen Alphabet lernen. Aber das führt jetzt zuweit vom Thema weg.

Fremdsprache werden also nicht nur ihrer Anwendbarkeit mit Nachbarländern wegen vermittelt. Im Gegenteil manche Fremdsprachen sind ausgestorben und dennoch lernen wir sie heute noch. Dieses Argument ist also nur bedingt haltbar. Und, um noch weiter zu gehen, man stelle sich nur vor dieses praktische Argument, dass man keine Gelegenheit habe, das Gelernte praktisch anzuwenden fände bei anderen Schulfächern Anwendung. Mir wäre einiges an mathematischen Qualen erspart geblieben. Nichts, was ich nach der 7. oder 8. Klasse im Mathematikunterricht gelernt habe, habe ich jemals angewendet. Noch nie wurde es in meiner täglichen Unterrichtspraxis nötig, dass ich die zweite Ableitung einer Formal finde. Und auch zwischen Sinus und Cosinus musste ich mich im Supermarkt nie entscheiden. Ja, eigentlich denke ich, dass Chemieunterricht abgeschafft werden könnte, da zu wenige Lerner in Deutschland (oder den Niederlanden) zu Hause Zugang zu einem Chemielabor und den entsprechenden Chemikalien haben um das Gelernte vernünftig anzuwenden.

Ich denke, es wird deutlich wohin das führt: Schlechtes Argument. Lieber sagen, wir kommen aus einem sehr bedeutenden Land und sind allgemein etwas selbstbezogen, um nicht zu sagen, narzistisch. Eigentlich finden wir, dass alle anderen unsere Sprache lernen müssten. In den Fremdsprachenkenntnissen und in der Bedeutung, die dem Erlernen einer Fremdsprache bildungspolitisch beigemessen wird, zeigt sich auch das Selbstverständnis einer Kultur.

Apps to go: Google Übersetzer

Ok, Moment, bitte wartet einen Augenblick (bevor ihr den „Nicht mehr folgen“-Button drückt)! Ich weiß wohl, dass Google Übersetzer einen denkbar schlechten Ruf in der Fremdsprachen-Gemeinde genießt. Vielleicht ist es die subtile Angst, bald überflüssig zu sein, die niemand zugeben will. Erst vor wenigen Monaten hatte ich ein Gespräch mit Bekannten, die sagten, dass ihr Kind ja bloß nicht Fremdsprachen studieren solle, wie sie es getan hatten, weil bis dahin alle Übersetzer, Dolmetscher, Fremdsprachenlehrer durch Computerprogramme und Roboter ersetzt worden wären. Schöne Aussichten.

Vor ein paar Wochen schrieb ich ja schon allgemein über die DafWEBKON und meine Eindrücke von dort. Heute kommt der erste Beitrag, der direkt auf mein dort Gelerntes zurückgeht. Unermüdlich habe ich meinen Schülern versucht zu erklären, dass sie bitte davon absehen sollen Google Übersetzer im Unterricht zu nutzen und stattdessen auf vertrauenswürdige Webseiten wie leo.org zurückgreifen mögen. Ebenso unermüdlich und konsequent wurde ich ignoriert.

Und dann höre ich auf der DafWEBKON plötzlich etwas über Google Übersetzer – im Zusammenhang von Bild-zu-Wort-Übersetzung und Instant-Translation. Die Google Übersetzer App hat nämlich (anscheinend seit kurzer Zeit) eine Funktion, mit der man über seine Kamera Text fotografieren und dann übersetzen lassen kann. Und das ist nun wirklich mal etwas, was leo.org nicht kann.

Meiner Meinung nach liegt der Anwendungsbereich dieser Funktion vor allem darin:

  • nicht lateinischen Text übersetzen zu lassen
  • kurze Wörter oder Phrasen zu übersetzen (Straßenschilder, Namen von Lebensmitteln oder Sachen, die man sonst so im nicht-lateinisch-schreibenden Ausland kaufen möchte etc.)
  • im Ausland und auf Reisen schnelle Hilfe zu bekommen.

Die Anwendung im Unterricht, jedenfalls in meinem Unterricht kann ich noch nicht wirklich sehen. Aber ab sofort werde ich definitiv eine andere Einstellung zu Google Übersetzer haben und ich werde die App auch durchaus bestimmten Kursteilnehmern empfehlen. Nämlich dann, wenn sie viel reisen und schnell kurze Informationenverstehen müssen. Dazu gehören Informationen wie Straßenschilder, Informationen an Bahnhöfen, Haltestellen, Hotels, Speisekarten, Waren im Supermarkt oder Kleiderladen oder oder oder. Keinesfalls würde ich jedoch meinen Kursteilnehmern dazu raten mithilfe von Google Übersetzer einen Roman zu lesen. Aber zur schnellen Orientierung im Ausland, vor allem mit einem nicht-lateinischen Alphabet – ist die Kamera-Funktion perfekt. Denn hier hatte man als unbedarfter Ausländer ja bisher das Problem: Wie gebe ich das Wort überhaupt in das Eingabefeld bei Google Übersetzer oder leo.org ein? Schon daran scheiterte die Übersetzung. Dem wird eben mit dieser neuen Funktion Abhilfe geschaffen.

Praxistest:

Den Praxistest habe ich selbst zu Hause gemacht. Ich habe einen japanischen Grüntee zu Hause. Jedenfalls denke ich, dass es japanischer Grüntee ist. So wurde es mir von meiner Mutter erzählt, von der ich den Tee habe. Wegen mir könnte es irgendein asiatischer Tee sein, ich kann keinen Unterschied zwischen den chinesischen, japanischen, koreanischen oder sonstigen asiatischen Schriftzeichen auf der Packung erkennen. Und das ist das einzige, was auf der Teepackung zu sehen ist. Kein einziger lateinischer Buchstabe. Meine Mutter hat mir den Tee geschenkt, weil er ihr nicht so schmeckte. Sie hatte ihn wiederum von einer Arbeitskollegin, die ihn von ihrer Tochter geschenkt bekommen hatte, aber ihn auch nicht mochte. Diese Tochter hatte ihn wohl aus Japan mitgebracht. Soweit so gut. Ich probierte und fand den Tee lecker. Eine Art Grüntee, dachte ich bei mir und nahm seit Monaten fröhlich aus der verzierterten Dose meinen Tee. Ich hätte, ehrlich gesagt, schon gern genaueres über den Tee gewusst, denn er war sehr gut und neigt sich langsam dem Ende. Und hätte ich gewusst, was da genau auf der Packung steht, dann hätte ich vielleicht irgendwie für Nachschub sorgen können. Leider habe ich keine Japanischsprecher in meiner Umgebung.

Und hier kommt eben Google Übersetzer ins Spiel. Das ist doch die Chance! Ich habe also die App heruntergeladen und meine Kamera auf den Text auf der Teepackung gehalten:

Japanischer Tee

Für alle Japanischsprecher dürfte das, was jetzt kommt, keine große Überraschung mehr sein. Beim ersten Versuch hat Google Übersetzer direkt das übersetzt:

Google Translate

Ok, doch kein Grüntee? Anscheinend ist Oolong-Tee halbfermentiert, also zwischen Grün- und Schwarztee anzusiedeln. In der Zusammensetzung mit Ginseng wird dem Tee der Ginseng beigemischt und dann in so eine Art Pallets gepresst. Da weiß ich nun also, was ich trinke, und auch in welchem Online-Shop man den Tee kaufen kann, habe ich schon recherchiert. Unter „Unnützes Wissen“ kann ich außerdem verbuchen, dass Oolong wohl „Schwarzer Drache“ oder „Schwarze Schlange“ bedeutet. Darüber hinaus hat der Tee angeblich folgende positiven Wirkungen: „lindert Schwermut“, „beruhigt das Gemüt“, hat eine „positive Wirkung auf das Gewebe der weiblichen Fortpflanzungsorgane“ und macht irgendwas mit meinem Qi, was ich nicht verstanden habe.

Ich kann nur sagen: Wie gut, dass es Google gibt.

Als kleinen Nachtrag zu diesem Praxistest muss ich noch erwähnen, dass ich für diesen Beitrag hier versucht habe, das Experiment (also das Übersetzen vom Bild) zu wiederholen und dass es in den weiteren Versuchen nicht so erfolgreich war, wie beim ersten Mal. Mal hat die App Zeichen nicht erkannt oder sie hat Teile der Dekoration um die Schrift herum als Schriftzeichen erkannt, die aber ja keine waren. Darum kam bei anderen Übersetzungsversuchen nichts oder Unfug heraus:

Google Translate Unfug

Also, vorsichtige Euphorie ist die Mutter der Porzellankiste!

DaFWEBKON 2017

Es ist zwar schon ein paar Tage her, aber ich wollte doch gern berichten, wie es auf der DaFWEBKON 2017 so war. Ich hatte diese Konferenz für Deutsch als Fremdsprache schon ein paar Jahre im Visier, aber es hat bisher noch nie mit uns geklappt. Dieses Jahr wollte ich es endlich wahr machen. Meine erste richtige Online-Konferenz!

Was gibt es schöneres als Fortbildung und Lernen, aber dann zu Hause im Jogginganzug und mit ungewaschenen Haaren?

Teilnahmemöglichkeiten

Die dafWEBKON besteht aus quasi zwei Teilen, für die man sich auch separat anmelden muss. Großartig noch mehr Accounts irgendwo im Web, die man nur einmal braucht und dann für immer vergisst. Nur vergisst einem die easy virtual fair auch so einfach wieder? Oder hinterlässt man dort ejtzt für die Ewigkeit seine Fußspuren. Das klingt ja erst einmal tol, aber mal im Ernst, wir reden hier ja nicht über die Mondlandung. Deshalb sollte man sich das mit den Fußspuren doch unter Umständen genau überlegen. Ich schweife ab. Die DaFWEBKON 2017 bestand aus einer virtuellen Messe und aus der Konferenz. Für beides brauchte man jeweils unterschiedliche Zugangsdaten.

Insgesamt und überhaupt musste man sich auf einer Event-Seite anmelden und für die Konferenz registrieren, wie für normale Konferenzen auch. Die Registrierung an sich war kostenlos, aber man konnte entweder einfach so als Sponsor noch Geld spenden oder eine Teilnahmebescheinigung beantragen und musste dafür dann einen kleinen Unkostenbeitrag bezahlen. Insgesamt sehr bezahlbar und zugänglich für jedermann.

Am Morgen jedes Konferenztages bekam man dann eine E-Mail mit den Links zu den Konferenzräumen und der Messe. Es gab einmal den Plenarsaal und einmal den Raum Jelinek, für ein paar paralell stattfindende Veranstaltungen. Durch die Links in der E-Mail war der Zugang jeden Tag einfach möglich.

Die beiden Konfenzräume waren mit Adobe Connect eingerichtet (wie sagt man denn da?). Man musste nur seinen Namen eingeben und konnte dann den Raum betreten.

Themen und Veranstaltungen auf der Konferenz

Ich habe nicht alle Veranstaltungen an den beiden vollen Konferenztagen besucht, sondern jeweils nur ca. 3 Stück. Dennoch habe ich sehr viele Anregungen und nützliche Tipps bekommen, die ich ausprobieren will. Es gab auch ein paar wenige Vorträge bei denen kein Sinnzusammenhang zum Sprachunterricht ersichtlich war und die einfach zu abgehoben waren. Dazu aber gleich mehr.

Das Thema der Konferenz war „Tauch ein in die deutsche Sprache“. Ziemlich nichtssagend, oder? Wer wäre bei dem Titel darauf gekommen, dass es um Technologie und Virtual Reality und Second Life und Augmented Reality geht. Außerdem sollte einiges für Sprachbegleiter und ehrenamtliche Sprachlehrer (?) in der Flüchtingsarbeit dabei sein. Das war zunächst ein Grund für mich, eher zurückhaltend zu sein und vielleicht nicht so viel zu erwarten. Trotzdem hielt ich mir die zwei Tage mal im Kalender fest – und es hat sich gelohnt.

Zu jeder Veranstaltung waren ca. 45-85 Teilnehmer anwesend. Es war also für mich zumindest doch irgendwie überraschend viel, andererseits war es auch noch klein genug, dass man Teilnehmer wiedersah von einem Tag zum anderen. Das war ein schönes Gefühl und gab ein bisschen Vertrautheit in der anonymen Welt von Adobe Connect. Die Vortragenden waren per Video zu sehen und ihre Folien wurden groß im Bild eingeblendet. Die anderen Teilnehmer konnten mittels der Chatfunktion unmittelbar ins Gespräch treten. Ich fand es im Vergleich zu „normalen“ Konferenzen richtig super, dass sich manchmal im Chat ein Gespräch paralell zum Vortrag entwickelte, das aber direkt auf einen Punkt einging, der im Vortrag besprochen wurde. An normalen Konferenzen sitzen erst einmal alle still und warten höflich ab, bis der Vortragende fertig ist. Dann werden einige Fragen gestellt. In dieser Form konnte man im Prinzip direkt Fragen stellen, wenn das Thema im Vortrag aufkam und die Frage sozusagen auch ins Plenum werfen. So antwortete nicht nur der/die Vortragende, sondern alle waren eingeladen ihre Meinungen und Erfahrungen zu teilen. Das hat mir sehr gut gefallen.

Auf die einzelnen Vorträge kann ich hier und heute nicht im einzelnen eingehen. Das meiste war mindestens inspirierend. Oft dachte ich, dass ich gar nicht so an vorderster Front dabei bin, was Technologie im Klassenzimmer angeht. Es gibt Dinge, da kam ich kaum mit, so abgefahren war das. Manchmal gar gruselig.

Messe

Die Messe habe ich auch besucht. Einfach weil ich neugierig war. Besonders beeindruckt hat es mich aber nicht. Zugegebenermaßen war erst gegen Abend dort unterwegs und die Chats waren sowieso schon vorbei. Aber auch sonst… Es war viel hin- und hergeklicke notwendig um sich alles anzusehen und oft gab es nur spärliche Informationen, z.B. einen Link und eine Beschreibung von einem Paragraphen. Auf der Messe waren die wichtigen Verlage vertreten, wie Klett, Langenscheidt, Hueber und Cornelson, aber man konnte dort eigentlich nichts erfahren, was man nicht auch auf ihrer Webseite hätte finden können. Wie gesagt, ich habe keinen Gebrauch von der Chatfunktion gemacht. Daneben nutzten wohl einige kleine, neue Start-ups etc diese Plattform um sich und ihr Produkt einem großerem Publikum vorzustellen. Das hat teilweise auch funktioniert. Ich habe ein paar neue Apps entdeckt. Auch hier war allerdings sonst nicht viel zu holen. Außer dem Link auf die jeweilige Webseite mit dem Produkt, war nichts los.

Fazit

Ich bin sehr froh, dass ich teilgenommen habe. Ob ich noch ein zweites Mal an der Messe teilnehmen werde, weiß ich nicht, da ich keinen großen Mehrwert zur normalen Webpräsenz der Unternehmen erkennen konnte. Die Vorträge und Veranstaltungen, waren aber interessant. Und ganz ehrlich, als es mal weniger interessant war, bin ich eben schnell in die Küche und habe den Pizzateig für das Abendessen vorbereitet. Die Vorteile von virtuellen Konferenzen. Nächstes Jahr gern wieder!!!

 

Identitätsverlust

Das, was ich heute beschreiben will, ist eine Sache, die mich schon lange beschäftigt. Seit mir das bewusst gemacht wurde, erkenne ich dieses Phänomen des Fremdsprachenlernens vielerorts wieder.

Es geht im Wesentlichen darum, dass der Zwang in einer fremden Sprache, die man nur ungenügend spricht, kommunizieren zu müssen als eine Bedrohung für die eigene Identität wahrgenommen wird. Hier spreche ich heute allerdings nur von Erwachsenen. Bei Kindern ist es eine ganz andere Sache.

Ich will hier keine Lorbeeren eineheimsen, die mir nicht zustehen, deshalb schicke ich gleich vorweg, dass ich auf diesen Gedanken nicht ganz allein gekommen bin. So wie es eigentlich immer ist. Ich hatte mal einen Professor, der hat das ganz gut auf den Punkt gebracht: Es ging um einen Essay oder eine Hausarbeit o.Ä. und eine Stundentin fragte, ob man denn auch seine eigene Meinung schreiben dürfe. Der Professor darauf: Ja, wenn sie meinen, dass sie eine Meinung haben, die vor Ihnen noch keiner gehabt, dann bin ich ntürlich sehr gespannt diese zu hören. Will heißen, in der Regel hat alles einen Hintergrund, eine Quelle, eine Inspiration. Es ist meistens also eher nicht so, dass aus dem Nichts ein Geistesblitz auf einen herniederfährt. Aber zurück zum Thema.

Meine Niederländischlehrerin erzählte mir von einer Fortbildung, die sie besucht hatte. Dabei ging speziell um die Förderung der Sprechfertigkeit von erwachsenen Einwanderern mit hohem Ausbildungsgrad. Es trifft nicht nur Menschen mit hoher Bildung, aber diese haben eine höhere Fallhöhe, wenn ich dieses dramentheoretische Bild eben ausleihen darf. Sie erzählte, dass es für diese erwachsenen Einwanderer in Konversationskursen oft sehr frustrierend sei, dass sie nicht das ausdrücken könnten, was sie eigentlich möchten und dass die Themen ihnen so „banal“ erschienen, dass sie bald die Motivation verlören. Um das an einem Beispiel zu verdeutlichen: Kommt ein Physiker oder meinetwegen ein Philosophieprofessor in die Niederlande, kann kein Wort Niederländisch, und macht also hochmotiviert einen Kurs. In dem Kurs allerdings geht es monatelang erst einmal nur die einfachsten Dinge wie Name, Adresse, Herkunftsland, Essen und Trinken, Freizeit, Arztbesuche, Einladungen zum Essen, Ortsbeschreibungen etc. Die Gespräche gehen nicht weiter als:

Wie heißen Sie?
– Ich heiße…

Wo liegt das Buch?
– Das Buch liegt auf dem Tisch.

Spielen Sie gern Fußball?
– Ja, ich spiele gern Fußball.

Dabei sind diese Menschen in ihrer Muttersprache gewohnt Gespräche über den Gottesbeweis des Thomas von Aquin zu führen oder die Stringtheorie zu diskutieren. Damit umzugehen, dass man plötzlich auf die einfachsten Sätze und elementarsten Mittel der Kommunikation zurückgeworfen ist, kann sehr frustrierend sein. Genau darum ging es in besagter Fortbildung. Die Lehrer sollten dafür sensibilisiert werden, dass es den Lerner sehr frustrieren kann und vielleicht sogar aggressiv macht, wenn er nicht auf seinem Denkniveau kommunizieren kann und sich das über einen längeren Zeitraum nicht ändert. Sich sprachlich seinen Mitmenschen mitteilen zu können ist so ein essentieller Teil unserer Identität, das Bedürfnis verstanden zu werden, (an)erkannt zu werden so groß, dass die Sprachbarriere sogar unsere Identität bedroht.

Nun arbeite ich nicht mit Einwanderern, denn ich bin den Niederlanden und die meisten Erwachsenen lernen aus beruflichen Gründen Deutsch. Allerdings gilt im Unterricht die Regel, dass ausschließlich Deutsch gesprochen wird. Dabei fällt mir oft auf, dass meine Erfahrung mit dem Lerner sich stark von der des Office Managers oder anderer niederländischer Mitarbeiter der Sprachschule unterscheidet.

Ich hatte zum Beispiel Unterricht mit einem Mitarbeiter einer großen Firma, der eine hohe Leitungsposition hatte. Die Kollegin kam nach der Einführung zu mir um mich zu warnen, dass er ein schwieriger Fall sei. Sehr fordernd, skeptisch, anspruchsvoll, ein bisschen arrogant. Also Vorsicht. In den ganzen Wochen, die wir zusammen Deutsch lernten, kam mir nichts davon unter. Ein intelligenter Mensch, der Strukturen schnell versteht, Zusammenhänge erkennt, gern über seine Arbeit spricht und für einen Holländer einigermaßen höflich ist.

Das ist kein Einzelfall. Öfter wurde ich etwas mitfühlend gefragt, wie es denn mit dem Geschäftsführer soundso ginge, das wäre ja ein schwieriger Fall; oder mit dem Abteilungsleiter, der hätte ja immer was zu bemängeln. Mittlerweile wundert es mich nicht mehr, dass diese „schwierigen Fälle“ auf Deutsch plötzlich zahm wie die Lämmer sind. Es fehlt ihnen an sprachlichen Möglichkeiten alles auszudrücken, was sie auf Niederländisch ausdrücken können. Daher ist dieser Charakterwandel gar nicht so ungewöhnlich. Mit einer fremden Sprache schlüpft man wie in eine zweite Haut. Selbst wenn man die fremde Sprache schon sehr gut spricht, bleiben die feinen kulturellen und sprachlichen Unterschiede, die so viel von unserem zwischenmenschlichen Miteinander ausmachen und die daher in einer Fremdsprache einen ganz anderen Menschen aus einem machen können. Daher die zweite Haut. Eigentlich sollte jeder eine zweite Haut haben und diese Erfahrung machen. Vor allem natürlich Sprachenlehrer(innen).

Klar & Deutlich

Ist der Titel einer Wochenzeitung in einfachem Deutsch. Meine Entdeckung des neuen, noch jungen Schuljahres. Die Zeitung richtet sich unter anderem an Menschen mit Deutsch als Zweitsprache oder solche, die aus anderen Gründen für ein Zeit-Abo ausscheiden. Tatsächlich ist die Zeitung nur eine DIN-4 Seite lang und der Rest, also weitere 4-5 Seiten oder so sind Unterrichtsmaterial. Ich weiß nicht, ob dieser letzte Teil nicht vielleicht den gemeinen Freizeitleser abschreckt, aber mich als Lehrkraft erfreut der Gedanke natürlich zunächst, dass ich mir ein wenig Arbeit sparen kann.

Bisher habe ich nur mit der Ausgabe zum Tag der deutschen Einheit gearbeitet. Und zwar mit einer Gruppe Abiturienten, im Alter von ca. 17 Jahren und einem Niveau von B1. Ich fand die Texte sehr gut und informativ geschrieben. Tatsächlich wurde das Wesentliche zum Tag der deutschen Einheit und zum Mauerfall erklärt, ohne dass die Jugendlichen sich irgendwie „verkleinert“ fühlten und dachten, dass da jemand extra für sie einen „Lernertext“ geschrieben hat, der mit authentischen Texten so gar nichts zu tun hat. Und das Ringen um authentische Lernertexte auf einem niedrigeren Niveau ist normalerweise auf der Tagesordnung meiner Unterrichtsplanung ziemlich weit oben. 

Wie gesagt, die Zeitungstexte machen eigentlich nur einen kleinen Teil von Klar & Deutlich Aktuell aus. Dazu gibt es mehrere Seiten Unterrichtsvorschläge. Das ist prinzipiell eine sehr löbliche Idee, in meinem Fall konnte ich die Vorschläge aber nicht benutzen und das lag nicht nur daran, dass ich eine Grammatikstunde hielt und die Texte auf die Verben hin untersuchen ließ. Die Verständnisfrsgen hätte ich vielleicht benutzt, aber die anderen Vorschläge waren für das Niveau meiner Schüler viel zu anspruchsvoll. Natürlich würde da theoretisch großartige Transferarbeit geleistet, wenn man vom Tag der deutschen Einheit dann auf Gedichte zu sprechen könnte. Leider nicht mit meinen Schülern.

Fazit: Großartiges und unterstützenswertes Projekt um Nachrichten allen Menschen mit allen Hintergründen zugänglich zu machen und auch im Unterricht mit (jungen) Erwachsenen im DaF-Bereich einsetzbar.

Am Rande – Seniorenrunde

Wie ist das eigentlich, wenn man nicht in das 0815-Schema des Fremdsprachenlerners passt? Welche Möglichkeiten und Materialien hat man zur Verfügung?

Ich denke dabei nicht primär an die unglaubliche Herausforderung in Flüchtlingskursen, denn damit habe ich keine Erfahrung. Aber was ich so von Bekannten und Kollegen höre, ist es nicht einfach.

Bei mir ist es ganz banal meine Mutter. Sie will Englisch lernen. Sie ist Mitte 60 und das letzte Mal, das sie etwas gelernt hat, das über die Bedienung eines neuen technischen Geräts im Haushalt hinaus geht, ist wahrscheinlich mindestens 40 Jahre her. Damals hat sie vor einer Reise bei der Volkshochschule einen Englischkurs besucht.

Ihren Wunsch Englisch zu lernen hat sie mir eröffnet, während ich ihr gerade die Funktionsweise ihres DVD-Players erklären sollte. Das endete beinahe in einem Heulkrampf – ihrerseits. Und ich fing an mir Sorgen zu machen. Mit einer solchen Frustrationstoleranz sehe ich schwarz für das ermüdende Wiederholen von Wörtern und Sätzen, bis sie beim gefühlten 100sten Durchlesen endlich sitzen. Ich habe versucht sie darauf vorzubereiten, aber es war alles nutzlos. Ich habe ihr ein Buch empfohlen, aber auch dazu bin ich wohl nicht so qualifiziert wie die Buchhändlerin und nicht so überzeugend wie die Werbeversprechen der Industrie.

Meine Mutter kaufte sich den Minisprachkurs eines großen deutschen Fremdsprachen-Verlags, auf dessen Titelseite damit geworben wird, dass meine Mutter mit diesem Wunderwerk in 5 Stunden mitreden kann. Jetzt kann ich mir bei jedem Telefongespräch anhören, dass sie es ja versucht und dass sie ja will, aber dass sie ja auch nicht weiß, warum gerade bei ihr im Kopf die Wörter nicht drin bleiben. Wenn ich ihr jetzt noch versuche zu erklären, dass es vielleicht doch länger als 5 Stunden dauern könnte, glaubt sie mir verständlicherweise kein Wort. Schließlich steht es da ja schwarz auf weiß.

Das brachte mich zu der Frage, ob es eigentlich wirklich Materialien gibt, die auf ihre Zielgruppe zugeschnitten sind? Menschen, die dem Lernen schon lange Zeit entfremdet sind oder noch nie viel Erfahrungen mit dem frustrierenden Lernprozess gemacht haben. Bisher konnte ich kein Senioren-Lehrwerk finden. Aber ich bleibe dran.

 

Das neue Schuljahr

Das neue Schuljahr hat begonnen und aus verschiedenen vor allem privaten Gründen, war nicht so ganz motiviert. Immerhin lenkt mich die Arbeit ab, denn das tagelange daheim sitzen und Serien schauen nur um nicht dunklen Gedanken nachzuhängen, hatte sich als wenig produktiv erwiesen. Was dann aber gestern plötzlich und wirkungsvoll meine Motivation zurückbrachte, war der Gedanke ans Schreibwaren-Shopping. Ein Haufen neuer, bunter, großartiger und pädagogisch total wertvoller Schreibwaren, die meine Arbeit erleichtern und vor allem dekorativ zur Zierde werden lassen.

Also los zu HEMA.

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Mein Lieblingsstück des Tages ist mein neues Mäppchen aka Etui mit Jip und Janneke. Das sind zwei bekannte Figuren aus niederländischen Kinderbüchern von der Illustratorin Fiep Westendorp. Ja, der Name klingt komisch. Zugegebenermaßen wusste ich bis heute auch nicht, ob Fiep jetzt eine Illustratorin ist oder doch ein Illustrator. Spricht nicht gerade für meine gelungene Integration. Lustige niederländische Namen sind aber auch wirklich ein Kapitel für sich. Guusje, Pepijn, Jap, Aad….

Dieses Jahr wäre Fiep 100 Jahre alt geworden. Sie ist aber schon 2004 verstorben. Sie wurde trotzdem ganz schön alt. Wikipedia wusste außerdem zu berichten, dass Fiep nie verheiratet war und keine Kinder hatte. Das ist in der Tat der zweite Satz im niederländischen Wikipedia-Artikel, direkt nach der Nennung ihres Namens, ihrer Geburtsdaten und ihrem Beruf Illustratorin. Gut, hätten wir das also auch geklärt.

Zu Ehren ihres 100sten Geburtstags gibt es in der ganzen Niederlande Austellungen, Workshops, Ehrungen und natürlich auch allerhand Erinnerungsartikel wie eben mein Mäppchen.


Auch großartig finde ich die A4-Ziplock-Mappen. Ich habe sie noch nicht benutzt, aber ich verspreche mir, dass sie zu  verschiedenen Gelegenheiten meine Klarsichthüllen ersetzen werden, in die ich immer alle losen Spielkarten, Bildkarten etc. packe. Leider fällt da oft etwas heraus, wenn man nicht aufpasst oder zuviele Karten transportieren will.


Außerdem habe ich im Online-Shop Stempel und Stempelkissen in allen möglichen Farben und Motiven bestellt. Mehr darüber dann in einem späteren pädagogisch wertvollen Beitrag. Nicht so wie hier, wo ich einfach mit Konsum geprotzt habe. Die Stempel haben nämlich tatsächlich eine Funktion im Klassenzimmer.

Lektüre mit Kindern: Das Vamperl

von Renate Welsh

Zunächst einmal sei gesagt, dass es sich hier um eine österreichische Autorin handelt. Ich dachte ja, das wäre ein eindeutig dem englischsprachigen Raum zuzuordnender Name. Und das Buch ist von 1979… oder so ähnlich. Feuerschuh und Windsandale war ja auch schon etwas älter, aber das Vamperl hatte doch nicht die gleichen Probleme. Es gibt schon manchmal auch Wörter, die entweder heute nicht mehr gebraucht werden oder österreichisch sind. Natürlich fällt mir jetzt nur „Leukoplast“ ein. Oft habe ich die Wörter aber spontan beim Vorlesen ersetzt, z.B. mit Pflaster. Jetzt aber zum Wesentlichen…

Inhalt:

Frau Lizzy ist eine ältere Dame, die gern ihre Wohnung sauber hält und mit den Nachbarinnen Kaffee trinkt. Eines Tages findet sie beim Putzen in einer Spinnwebe einen kleinen Vampir. Nach kurzem Schreck nimmt sie sich des Kleinen an und päppelt ihn langsam auf. Dummerweise erzählt sie auch ihren beiden Nachbarinnen davon und die sind gar nicht amused. Daher ist es erst einmal vorbei mit Kaffeeklatsch. Das macht aber nichts, denn Frau Lizzy hat ja jetzt das Vamperl. Sie hat genug damit zu tun, ihn zu füttern, zu windeln und geheim zu halten. Das wird natürlich nicht einfacher, je älter das Vamperl wird. Er fliegt dann nämlich mal gern durchs Küchenfenster davon. Aber nicht um – wie man jetzt denken könnte – Blut zu saugen… Nein, das Vamperl saugt den Menschen das Gift aus der Galle, wenn sie böse sind oder Streit haben. In verschiedenen Kapiteln hilft das Vamperl verschiedenen Erwachsenen und Kindern Konflikte zu lösen und böses Blut zu vermeiden. Am Ende wird das Ganze natürlich doch entdeckt, und zwar von einem Professor, der das Vamperl zum Besten der Menschheit einsetzen und nebenbei seine 15 Minuten Weltruhm erlangen will. Nur widerwillig trennt sich Frau Lizzy vom Vamperl und nach kurzem Aufenthalt im Krankenhaus des Professors und noch bevor dieser weltberühmt werden konnte flieht sie mit ihm. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach mehr Vamperln. Denn solche wie das Vamperl braucht die Welt viele.

Wie kam das Buch bei den Lernern an?

Kurz gesagt: gemischt. Es gab ein paar Schüler, die zum Ende hin lautstark ihre Hoffnung kundtaten, das Vamperl möge doch in dem heutigen Kapitel endlich sterben, aber wie so oft, repräsentierten die Lauten nicht notwendigerweise auch die Mehrheit. In der Abstimmung am Ende des Jahres zu allen Büchern, kam das Vamperl ganz durchschnittlich an. Immerhin gab es keine Geschlechteranimositäten wie bei anderen Büchern.

Wie war das Buch im Unterricht zu verwenden?

Das Buch war vor allem gut zu gebrauchen, um Hörverstehen, Lesevestehen und Nacherzählungen zu üben. Inhaltlich hat es nicht so viel hergegeben außer natürlich mit dem Vamperl als Streitschlichter. Ich habe mir das Material von dieser Seite geholt, wo ich im Winter ja auch schon Inspiration für mein Krippenspiel fand. Darüber hinaus habe ich einige Wortschatzübungen selbst entworfen. Vor allem ging es darum von Woche zu Woche den Inhalt zu erinnern, in Zusammenhang zur neuen Woche zu bringen, Kapitel mündlich oder schriftlich nachzuerzählen odermit einem Bild zu illustrieren und zu überlegen wie die Geschichte weitergehen könnte.

Wiederverwenden und weiterempfehlen?

Also grundsätzlich eigentlich schon. Ich könnte mir schon vorstellen, dieses Buch noch einmal mit einer Gruppe zu lesen. Ich hatte das Buch auch deshalb gewählt, weil es einen Vampir als Protagonisten hatte und ich mir erhoffte, dass da keine Geschlechtergruppe sich benachteiligt fühlen würde. Das hat sich bewahrheitet und ist auf jeden Fall ein Pluspunkt.

Lektüre mit Kindern: Feuerschuh und Windsandale

2016-06-30 17.46.59Ursula Wölfel: Feuerschuh und Windsandale

Gleich am Anfang das erste Geständnis: Ich habe das Buch, als ich klein war, von meiner Mutter geschenkt bekommen und, soweit ich mich erinnere, niemals ganz gelesen. Oder wenn, fand ich es nicht so bemerkenswert. Was mich jetzt aber bewogen hat, dieses Buch als erstes im Jahr vorzulesen war, dass die Kapitel in sich geschlossene kleine Erzählungen sind, die auch für sich stehen können und nicht unbedingt in einer Reihenfolge vorgelesen werden müssen. Aber der Reihe nach.

Inhalt:

Das Buch handelt vom kleinen Tim, der ein bisschen dick und ziemlich arm ist. Sein Vater ist Schuster und in der Schule wird er gehänselt. Zu seinem Geburtstag schenken ihm seine Eltern rote Schuhe (Feuerschuh) und versprechen, dass Tim mit seinem Vater in den Sommerferien auf Wanderschaft gehen darf. Der Vater (Windsandale) wird in den Dörfern Schuhe flicken und sie werden gemeinsam viele Abenteuer erleben. So kommt es dann auch. Sie lassen die Mutter traurig zurück und ziehen von Dorf zu Dorf. In jedem Kapitel erleben sie ein anderes Abenteuer. Manchmal auch eine lehrreiche Parabel, die der Vater dem Sohn erzählt. Der ängstliche und schüchterne Tim lernt mit fremden Kindern Freundschaft zu schließen, Fußball zu spielen, Heimweh auszuhalten und keine Angst im Wald zu haben. Er kommt als ganz veränderter Junge zu seiner Mutter nach Hause.

Wie kam das Buch bei den Lernern an?

Es war nicht allzu überraschend, dass die Kinder mit der Rahmenhandlung vom armen Schusterjungen, der in den Sommerferien auf Wanderschaft geht, nicht viel anfangen konnten. Das hat nicht nur damit zu tun, dass das Buch aus dem Jahre 1961 stammt und nicht mehr der Lebenswelt der heutigen Kinder entspricht. Wer kennt schon noch Schuster, die von Dorf zu Dorf ziehen? Wer lässt überhaupt noch Schuhe flicken, wenn man bei Primark für 10 Euro neue kaufen kann? Abgesehen davon gehen meine Schüler auf eine Privatschule, für die die Eltern oder deren Arbeitgeber wahrscheinlich so 10.000 Euro pro Jahr und Kind bezahlen. Wahrscheinlich kaufen sie ihre Schuhe also nicht bei Primark, aber dennoch… Als ich fragte, was sie von dem Geburtstagsgeschenk für Tim hielten, fanden das allgemein nicht so toll und wollten das selbst nicht mit ihrem Papa machen. Wobei einige Mädchen meinten, dass das doch eher was für Jungs sei. Die einzelnen Geschichten innerhalb der Rahmenhandlung kamen gut an und waren verständlich.

Wie war das Buch im Unterricht zu verwenden?

Wie gesagt, für den Unterricht eignet sich das Buch eigentlich sehr gut. Die einzelnen Kapitel sind kurze und in sich geschlossene Geschichten, die verschiedene Bereiche der kindlichen Lebenswelt behandeln. Es gibt hier und hier auch Unterrichtsmaterial, welches ich durchaus brauchbar fand. Ich habe entsprechend auch nicht alle Kapitel behandelt, sondern mir die interessantesten ausgesucht.

Wiederverwenden und weiterempfehlen?

Ich tendiere im Moment eher dazu das Buch nächstes Jahr nicht zu lesen, obwohl es einige Pluspunkte hat. Vielleicht mit einer anderen Zielgruppe kann man es noch einmal versuchen. Jede Gruppe reagiert ja anders. Deshalb kann ich auch nicht pauschal sagen, dass ich es aufgrund der Rahmenhandlung nicht empfehlen kann.