Elternabend

von carlacollumna

alias tafeltjesavond (niederl.)

Durch den Diminutiv klingt tafeltjesavond viel lustiger und geselliger als der deutsche Elternabend. Gern würde ich dazu jetzt ein Video mit der entsprechenden Aussprache einspielen, aber man stelle es sich einfach vor oder suche auf youtube nach „Schmetterling deutsche Sprache“.

Das Jahr begann arbeitsmäßig für mich mit dem ein oder anderen Elternabend. Das läuft hier an meiner Schule allerdings ein wenig anders als früher zu Zeiten, zu denen ich selbst noch Schülerin war. Die Schüler sind meistens beim Elternabend dabei! Zunächst fand ich das etwas befremdlich, aber jetzt im Nachhinein muss ich sagen, fand ich es gut. Für mich war der Elternabend immer ein großes Mysterium und obwohl ich eher ein Musterkind war, das eher durch seine Unauffälligkeit auffiel, hatte ich alle möglichen Ängste, dass die Lehrer und Eltern geheime Absprachen hinter meinem Rücken machen. Oder über mich herziehen. Hier waren die Eltern ohne Kinder in der Minderheit. Oft hatte ich auch sowohl Mutter als auch Vater vor mir sitzen. Und das Beste war natürlich, dass man sehen konnte, wo die Kinder ihre roten Haare, ihre Locken, ihre Nasen oder auch ihre Verhaltensweisen herhatten.

Manche Dinge haben sich aber auch seit meiner Schulzeit nicht geändert: Die Schüler und Eltern, die man wirklich mal sprechen müsste, die tauchen bei den Elternabenden natürlich nicht auf. Oft kann man daher auch nicht viel tun, außer bauchpinseln. Aber auch darüber freuen sich Eltern und Schüler mal.

Überrascht war ich von der hohen Anzahl von Eltern, die einfach nur vor einem saßen und sich die offensichtlichen Dinge (Noten etc.) ihrer Sprößlinge mitteilen ließen, keine Fragen hatten und dann wieder gingen. Die meisten Infos hätten sie auch so aus dem Zeugnis haben können. Vielleicht wollten sie auch nur mal gucken, wie die Lehrerin so aussieht und ob sie wirklich Deutsch ist und einen Akzent hat. So wie ich nur mal gucken wollte, ob Mama oder Papa rote Haare hat.

Eine Mutter hat mich dann aber doch etwas schokiert. Sie hatte allerhand Papiere dabei und äußerte sich sehr verwundert über die guten Noten ihres Sohnes. Dann fragte sie, wie er sich denn verbessern könne und dass er mehr zu Hause lernen müsse und sie würde gern wissen, was und wo und wie, damit sie hinter ihm her sein kann und ihn kontrollieren. Sie hatte eine komplett negative Einstellung zur Lernhaltung und zur Leistung ihres Sohnes und diese Einschätzung stand auch im krassen Kontrast zu meiner Einschätzung. Ich denke, er ist ein sehr aktiver und intelligenter Schüler, der seine Aufgaben macht und auch in den Tests gute Noten schreibt. Ich fand ihre Haltung ziemlich negativ und auch ungesund für ihren Sohn. Meistens habe ich es eher mit so tiger moms zu tun, die man in ihrer Euphorie für ihre Kinder bremsen muss. So eine negative Einstellung zum eigenen Kind zu haben, finde ich dagegen auch nicht gerade produktiv. Ich bin sicher, dass das Kind, das irgendwie spürt, falls sie ihn das nicht genauso wissen lässt, wie uns.

So, die Elternabende sind abgefrühstückt.

Schade, dass ich das Momentum aus dem Dezember mit dem Schreiben nicht ins neue Jahr mitnehmen konnte.