Weihnachtskarten schreiben

von carlacollumna

In meiner ersten Stunde mit den bilingualen Grundschulkindern – es war die letzte Stunde vor Weihnachten und ich war nur zum Kennenlernen da, denn ich sollte die Klasse nach Weihnachten übernehmen – wurden Weihnachtskarten gebastelt und ein verzweifelt klingendes Mädchen sagte zu mir, während ich herumging und die Karten bewunderte:

„Aber ich kann doch gar nicht auf Deutsch schreiben.“

Sie war schon in der 4. Klasse. Am Schreiben an sich konnte es also nicht liegen. Vielmehr an ihrem Selbstbewusstsein im Umgang mit der deutschen Sprache. Aus diesem einen Satz sprach soviel Unsicherheit. Ich konnte es gar nicht glauben und nahm mir fest vor, ihr nach Weihnachten und bis zum Ende des Schuljahres zumindest mehr Selbstsicherheit im Deutschen zu vermitteln. Denn so wie sie damals sprach, war sie durch ihre Unsicherheit so gelähmt, dass sie einfach gar nichts auf die Karte schreiben wollte. Sie wollte es nicht mal versuchen mit meiner Hilfe. Auch wenn es natürlich utopisch wäre zu denken, sie könne in ein paar Monaten fehlerlos Deutsch schreiben, so musste sie doch zuerst ihre Angst verlieren, die sie lähmte überhaupt Fortschritte zu machen.

Das ist jetzt schon zwei Jahre her. Sie ist nicht mehr in meiner Klasse. Aber heute habe ich wieder Weihnachtskarten geschrieben. Denn heute war wieder eine weitere letzte Stunde vor den Ferien. Die Karten haben wir nicht selbst gebastelt. Warum? Das konnte man gestern hier lesen. Aber zumindest verziert haben wir die Karten selbst. Da gab es beim HEMA tolle Sets mit Karten und Verzierungen zum auf die Karte kleben. Alles schon vorbereitet. 2016-12-14-11-26-03

So kann irgendwie doch jedes Kind eine individuelle Karte gestalten. Aus meiner Deutschlehrersicht ist natürlich das Beschreiben der Karte mindestens genauso wichtig als Lernziel, wie das Verzieren.

Die meisten Karten wurden an die Eltern oder Freunde geschrieben, die auch Deutsch sprechen. Aber eine Karte ging auch an die Lehrerin. Ach…